Wiener Zeitung
(geb. Wiennerisches Diarium)

Geboren am: 08.08.1703, Wien
Verstorben am: 30.06.2023, Wien

 

Lebenslauf

1703

Erscheint erstmals am 8. August 1703
Gegründet als „Wiennerisches Diarium“. Das erste Redaktionslokal befand sich von 1703 bis 1721 im ehemaligen Haus „Zum roten Igel“ am Wiener Wildpretmarkt.

1721

Der Universitätsbuchdrucker Johann Peter van Ghelen übermimmt die Produktion der Zeitung
Am 18. Dezember 1721 wird ein Vertrag auf drei Jahre über das Wienerische Diarium abgeschlossen und der Universitätsbuchdrucker Johann Peter van Ghelen verpflichtet, die Zeitung in der bisherigen Weise und zum bisherigen Preis herauszugeben. Druckerei und Redaktion befanden sich damals im Fleckhammerhaus, heute Michaelerplatz 3, in den Räumlichkeiten der Firma van Ghelen.

1780

Umbenennung auf „Wiener Zeitung“
im Jahr des Beginns der Alleinregentschaft Kaiser Josephs II., wurde das Blatt auf Wiener Zeitung umbenannt. Die Auflage dürfte zu dieser Zeit schon einige Tausend erreicht haben. Erster Herausgeber war Johann Baptist Schönwetter

1782

Conrad Dominik Bartsch wird neuer Redakteur
Die Berichterstattung wird um internationale Themen erweitert. Ganz im Sinne seiner demokratischen Ansichten und gemäß den Intentionen des josephinischen Reformwerks gestaltete Bartsch die Wiener Zeitung aus.

1809

Erscheint erstmals täglich
Als Napoleon in den Jahren 1805/06 und 1809 Wien okkupierte, hatte dies auch Auswirkungen auf die Wiener Zeitung. Das Blatt kam nun erstmals täglich heraus.

1812

Veränderung des Satzspiegels
Satzspiegel von 17,5 und 26 Zentimeter

1848

Neues Aussehen und Feuilleton
Ab dem 1. Jänner 1848 hatte das Blatt ein neues Aussehen, es wurde nun auf Bögen von 55 cm Höhe und 57 cm Breite gedruckt. Eingeführt wurde nun auch das Feuilleton, eine neue publizistische Präsentationsform, die in Frankreich entstanden war.

1857

Ende der privaten Herausgeber
Im Jahr 1857 endete die private Herausgeberschaft. Am 17. Dezember 1857 übernahm der Staat das Blatt.

1872

Friedrich Uhl, einer der hervorragendsten Journalisten Österreich-Ungarns, übernimmt die Redaktion.
Unter der Obhut Franz Josephs wagte er eine Neuausrichtung der Blattlinie und baute eine Zeitung auf, die neben umfangreichen politischen Nachrichten auch auf Kunst und Kultur setzte.

1914

Ohne Kriegshysterie
Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 vertrat die Wiener Zeitung den offiziellen Standpunkt der Monarchie, allerdings verfiel sie nicht, wie die meisten anderen Medien, in Kriegshysterie.

1918

Zum lezten Mal ist der kaiserliche Adler am Titelblatt
Mehr als zwei Jahrzehnte lang sollte nun kein Wappen die Titelseite schmücken. Bis 1921 erschien das Blatt in relativ starkem Umfang, bis Ende dieses Jahres erschien sogar noch die Abendausgabe.

1938 – 1945

Reaktioneller Teil und Amtsblatt werden eingestellt
Mit dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland war auch das Schicksal der Wiener Zeitung besiegelt. Wegen handelsrechtlicher Veröffentlichungsvorschriften konnte das Blatt nicht sofort vollständig liquidiert werden. Die Einstellung erfolgte in zwei Etappen: Im Februar 1939 strich man den redaktionellen Teil, im Februar 1940 das verbliebene Amtsblatt.

1945

21. September
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte das Blatt wieder auf und erschien erstmals wieder am 21. September 1945, wenn auch den im nachkriegszeitlichen Österreich entsprechenden Umständen entsprechend dürftig, und zwar mit bloß vier Seiten ohne Bilder, gedruckt auf einer ungeeigneten Maschine. Chefredakteur war Ferdinand Reiter.

1998

Rechtsform GmbH
Die Wiener Zeitung löst sich von der Staatsdruckerei und erhielt die Rechtsform einer GmbH, die im Eigentum des Bundes steht. 2002 folgt der Umzug in ein neues Haus und ab 2003 wurde das Blatt in der Wiener Druckerei Herold gedruckt

2012

Vom Gürtel nach St. Marx
Nachdem sie jahrelang bei der Staatsdruckerei am Rennweg angesiedelt war, ging sie vor zehn Jahren ins "Exil" an den Wiedner Gürtel. Nun ist sie wieder in die Landstraße zurückgekehrt. An sechs Umzugstagen wurden mit neun Lkws 1.500 Umzugskartons, 160 PCs und zehn Terabyte an Daten bewegt – und das im Vollbetrieb der Zeitung.

2016

Aufnahme des Archivs der Wiener Zeitung in das Weltdokumentenerbe der UNESCO
Im Jahr 2016 wurde das Archiv der Wiener Zeitung in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen. Gleichzeitig setzten sich bereits Hugo Portisch und Heinz Nußbaumer ein, auch die Zeitung selbst als Weltkulturerbe anzuerkennen, wie es erst im Jahr 2021 – nach dem Tod von Portisch – bekannt wurde.

2020

Gründung der Content Agentur Austria
Die "Wiener Zeitung" erweitert ihr Portfolio und gründet die Content Agentur Austria. Die Agentur verstehe sich als Dienstleister für Content Marketing und Corporate Publishing, teilte die Wiener Zeitung GmbH in einer Aussendung am Montag mit. Die Gründung der Content Agentur Austria sei ein weiterer Schritt, "das Unternehmen als digitalen Serviceanbieter zu etablieren", so Martin Fleischhacker, Geschäftsführer der "Wiener Zeitung".

2023

Das Ende
ÖVP und Grüne stimmten am 19. April 2023 im Verfassungsausschuss des Nationalrats für das Medienpaket der Bundesregierung. Das Paket sah eine neue mit 20 Mio. Euro dotierte Qualitätsjournalismusförderung, verschärfte Transparenzbestimmungen und auch das Aus der Wiener Zeitung in der jetzigen Form vor. Die Oppositionsparteien stimmten geschlossen gegen das Paket. Am 27. April 2023 wurde schließlich im Nationalrat das „Bundesgesetz über die Wiener Zeitung GmbH und Einrichtung einer elektronischen Verlautbarungs- und Informationsplattform des Bundes“ (WZEVI-Gesetz) beschlossen, womit die bisherigen Pflichtveröffentlichungen in der Wiener Zeitung abgeschafft wurden – die finanzielle Basis für die gedruckte Tageszeitung ist damit nicht mehr vorhanden. 88 Abgeordnete stimmten für die Annahme des Gesetzes, 74 Abgeordnete stimmten dagegen. Die letzte gedruckte Ausgabe der Wiener Zeitung wird am 30. Juni 2023 erscheinen.

In eigener Sache

Edit...
Korrekturen am Text oder Vorschläge zur Ergänzung dieser Vita gerne an: versal@me.com Gerhard Walter :-)