Brüchiges Schweigen

Brigitte Halbmayr Brüchiges Schweigen auf den Spuren von Anna Burger

„Die Frage, wer ein Buch schreibt, prägt ein Buch mehr als der Gegenstand von dem es handelt.“ Dieser Satz im Prolog hat mich auf allen Seiten begleitet.
»Brüchiges Schweigen« ist ein Buch von Brigitte Halbmayr, erschienen im Mandelbaum Verlag und begibt sich in 12 Kapiteln auf die Spurensuche von Anna Burger. Das Schicksal der Mutter von fünf Kindern aus Klosterneuburg hat sich in die Familiengeschichte eingebrannt, vier Fotografien und ein Testament blieben von ihrem Leben – viele Fragen der Kinder und Enkel blieben unbeantwortet.

Anhand weniger Dokumente versucht die Sozialwissenschaftlerin Brigitte Halbmayr zusammen mit der Enkelin Siegrid Fahrecker aufzuarbeiten, was sich zwischen der Geburt der Anna Lasser am 4. Juni 1913 in Klosterneuburg bis zu ihrem gewaltsamen Tod am 2. Dezember 1943 als »Asoziale« im KZ Ravensbrück ereignet hat. Das Buch ist eine bedrückende Lebensgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus am Rande der Großstadt Wien. Über die Zeit von Anna Burger im KZ Ravensbrück ist nur sehr wenig bekannt. Hier ergänzt die Autorin mit Interviews und Berichten anderer Personen. Der Umgang der Nazis mit den »Asozialen« wird gut erklärt.

Fazit:

Sicher ist »Brüchiges Schweigen« eines der ganz wenigen Bücher, dessen Inhalt nicht aus kommerziellen Gründen zusammengetragen wurde. Siegrid Fahrecker, die Enkelin von Anna Burger, hat sich viele Jahre um die Aufarbeitung der Geschichte ihrer als »asozial« stigmatisierten Großmutter bemüht. In Brigitte Halbmayr fand sie eine Partnerin, die diesen Wunsch umsetzen konnte.
Das Buch ist ein sehr berührendes Stück Zeitgeschichte und hat seine Bedeutung auch in der Sichtbarmachung der bislang verleugneten Opfergruppe des Nationalsozialismus. Generationengedächtnis, familiäre Tradierung und Sekundärtraumatisierungen sind daher weitere zentrale Themen des Buches.

»Erinnern ist Arbeiten an der Zukunft«, wird die Kulturwissen-schaftlerin Aleida Assmann abschließend zitiert. Brigitte Halbmayr und Siegrid Fahrecker hoffen, dass das Buch über den fördernden Kreis hinaus Anregung gibt, sich zu erinnern, zu gedenken und auch, so manche Kontinuitäten der Ausgrenzung und Unterdrückung aufzubrechen.

Ergänzung von Andacht.at

Zur gleichen Zeit lebten in Klosterneuburg nachfolgende Personen. Es ist nicht auszuschließen, dass sie Anna Burger begegnet sein könnten:

Audio der Buchpräsentation im Haus der Geschichte 18. April 2023
Bergüßung durch Monika Sommer (Direktorin hdgö)
Bergüßung durch Helga Amesberger (Moderation)
Helga Amesberger im Gespräch mit der Autorin Brigitte Halbmayr und Siegrid Fahrecker, der Enkelin von Anna Burger.
Fragen aus dem Publikum an Autorin Brigitte Halbmayr und Siegrid Fahrecker, der Enkelin von Anna Burger.

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