Günter Brus

27. 9. 1938 – 10. 2. 2024 war ein österreichischer Künstler

Wir verlieren einen Kunstrebell, der nie aufgehört hat, sich weiterzuentwickeln und seine künstlerischen Mittel immer wieder neu zu erfinden. Es war eine Ehre und Freude, anlässlich seiner Retrospektive mit Brus zusammenzuarbeiten und ihn als brillanten Künstler, Intellektuellen und zugewandten Menschen zu erleben. Wir trauern um einen der Großen der österreichischen Kunst und einen Freund des Belvedere.

Generaldirektorin Stella Rollig, Belvedere

Als einer der wichtigsten Wegbereiter der Performancekunst machte Günter Brus in den 1960er-Jahren den Körper zum Ort seiner künstlerischen Auseinandersetzung. Nach der Abwendung vom Aktionismus stellte er Sprache und Zeichnung in den Mittelpunkt seines Schaffens.

Generaldirektorin Stella Rollig: "Wir verlieren einen Kunstrebell, der nie aufgehört hat, sich weiterzuentwickeln und seine künstlerischen Mittel immer wieder neu zu erfinden. Es war eine Ehre und Freude, anlässlich seiner Retrospektive mit Brus zusammenzuarbeiten und ihn als brillanten Künstler, Intellektuellen und zugewandten Menschen zu erleben. Wir trauern um einen der Großen der österreichischen Kunst und einen Freund des Belvedere."

Anlässlich seines achtzigsten Geburtstags 2018 würdigte das Belvedere sein Gesamtwerk mit einer umfassenden Retrospektive. Die von Harald Krejci kuratierte Ausstellung Unruhe nach dem Sturm warf einen Blick auf das gesamte Œuvre des Künstlers und machte Zusammenhänge sichtbar – von der frühen gestischen Malerei über Performances und Aktionen bis zu späteren Zeichnungen, Bild-Dichtungen und Theaterarbeiten. Zur Ausstellung erschien ein umfassender Katalog, der zu einem wichtigen Nachschlagewerk zu Günter Brus wurde.

In der Sammlung des Belvedere befinden sich 77 seiner Werke, darunter Gemeinschaftsarbeiten mit Ana Brus, Hermann Nitsch oder Gerhard Rühm. Drei Fotos aus der Serie Selbstbemalung I (1964) sowie vom Direct Art Festival, 9. November 1967 im Festsaal des Gewerkschaftshauses Treitlstr. 3 (1967/2016) sind derzeit in der Sammlungsausstellung Schau! im Oberen Belvedere zu sehen.


Tief betroffen vom Tod des wohl radikalsten Wiener Aktionisten, Günter Brus, würdigt der Generaldirektor der ALBERTINA den großen österreichischen Künstler:

Prof. Dr. Klaus Albrecht Schröder, Generaldirektor der ALBERTINA

„Günter Brus zählt zweifelsohne zu den bedeutendsten, einflussreichsten und komplexesten Künstlern Österreichs im 20. Jahrhundert: von seiner frühen aktionistischen Malerei über jene radikalen Aktionen, die er an sich selbst durchgeführt hat bis zu den wunderbar poetischen Bilderzählungen, mit denen er sich in die Geschichte der aller größten Zeichner eingeschrieben hat.

Mit Günter Brus stirbt der letzte österreichische Bahnbrecher jener Avantgarde-Bewegung, die die Erweiterung der Malerei von der Leinwand in den Raum und auf den eigenen Körper hin radikal betrieben hat: Sein Einfluss auf die internationale Kunst kann gar nicht überschätzt werden.

Der Tod von Günter Brus hinterlässt eine schmerzhafte Leere in diesem Land, das ihn viele Jahre verfolgt hat ehe es in ihm einen der ganz Großen der Kunst erkannt und gewürdigt hat. Das Werk von Günter Brus ist einer der gewichtigsten Pfeiler in den Sammlungen unseres Museums. Die ALBERTINA besitzt über 400 Werke dieses großen österreichischen Künstlers, darunter seine schönsten Zyklen und wichtigen vielteiligen Bilderzählungen.

In der ALBERTINA Klosterneuburg - Essl Museum - wird ab Anfang April seine bahnbrechende aktionistische Malerei der frühen 60er Jahre ausgestellt werden."

"In tiefer Trauer verneigen wir uns vor Günter Brus.“


Mit Günter Brus verlieren wir einen der wichtigsten österreichischen Künstler der Gegenwart. Er hat mit seiner radikalen Körperkunst die Kunstwelt nachträglich beeinflusst und verändert. Als einer der bedeutendsten Vertreter des Wiener Aktionismus setzte er sich in seinen Werken stets mit geltenden gesellschaftlichen Regelungen und Zwängen auseinander, die er scharf kritisierte. Mein tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Angehörigen

Bürgermeister Michael Ludwig

Günther Brus zählte zu den prägendsten und radikalsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Wenngleich sein Œuvre darüber hinausging, bleibt der Name Günter Brus, als einer der Hauptprotagonisten, für immer untrennbar mit dem 'Wiener Aktionismus' verbunden. Mit exzessiven Performances, bei denen er oft an seine eigenen physischen und psychischen Grenzen ging, verstand er es, in einer Zeit großer gesellschaftlicher Veränderung, den Kunstbegriff neu zu skandalisieren und die österreichische Gegenwartskunst nach 1945 nachhaltig mitzugestalten. Sein visionäres Schaffen weckte auf, irritierte, brach Tabus und prägte so eine ganze Ära österreichischer und internationaler Kunst. Meine Anteilnahme gilt seiner Familie, seinen Freundinnen und Freunden sowie allen ihm verbundenen Menschen“, so Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler.

Günter Brus verstarb im 85. Lebensjahr und wurde für seine künstlerischen Arbeiten u.a. mit dem Großen Österreichischen Staatspreis für Bildende Kunst und dem Oskar-Kokoschka-Preis ausgezeichnet.


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