Luigi Blau

Das Selbstverständliche wurde durch das Auge und die Hand des Architekten zu etwas Ausgewähltem

luigi blau foto ronnie niedermeyer
© Ronnie Niedermeyer

„Schlichte Eleganz und die Schönheit des Zurückhaltenden ist nicht nur große Kunst, sondern etwas, das Luigi Blau als Architekten, Designer von Möbeln und Stadtmobiliar sowie Ausstellungsgestalter ausgezeichnet hat und das Friedrich Achleitner als ‚heiter-harmonische Gelassenheit‘ beschrieb“, so Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler über das Oeuvre des verstorbenen Architekten.

„Das Selbstverständliche wurde durch sein Auge und seine Hand zu etwas Ausgewähltem: Angefangen bei der Fußgängerzone in der Favoritenstraße über die zahlreichen Wartehäuschen der Wiener Linien bis zu vielen anderen großen und kleinen, aber notwendigen Objekten im öffentlichen Raum – Luigi Blau hat all dem eine aussagekräftige Form gegeben und damit am zeitgenössischen Bild Wiens prägend mitgestaltet. Seine Stimme als Architekt wird in dieser Stadt fehlen. Seiner Witwe Karin Bergmann, seinen Angehörigen, Freunden und Weggefährt*innen gilt meine größte Anteilnahme“, führt die Stadträtin weiter aus.

1993 erhielt Luigi Blau den Preis der Stadt Wien für Architektur.

(Wien/OTS)

Das Architekturzentrum Wien trauert um Luigi Blau

Luigi Blau war vielseitig begabt: als Architekt, Möbeldesigner und Ausstellungsgestalter. Sein Studium der Architektur absolvierte er von 1966 bis 1973 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Ernst A. Plischke. Mit seinem vielschichtigen Werk schließt Blau einerseits nahtlos an die Tradition der Wiener Raumkünstler wie Adolf Loos, Josef Frank und Oskar Strnad an. Andererseits zeigt sich in vielen seiner Werke – insbesondere im Möbelbau und in seinen Innenausstattungen – ein kompromissloser Umgang mit Materialität. Prägend für Blau war sein einmonatiger Parisaufenthalt bei Jean Prouvé, den er fast ausschließlich im Archiv verbrachte. Auch die arbeitsgruppe 4 diente ihm als Vorbild. Wie deren Mitglieder war auch Blau sich der Geschichte und Traditionen bewusst – Zufälliges gab es für ihn nicht. Sein Hauptaugenmerk lag am Verbessern des Vorhandenen; schon früh begann er im Dorotheum ausgewählte Möbel zu kaufen, um mit ihnen in einen Dialog zu treten. Seine eigenen Möbelentwürfe sind heute gesuchte Einzelstücke. Im Gegensatz dazu waren und sind seine Sitzbänke, Straßenbahn-Wartehäuschen, Abfallbehälter und Telefonzellen in der Stadt Wien für jedermann sichtbar. Die Bauaufgabe „Stadtmöbel“ verstand Blau nicht als Ausdruck einer reinen Funktionalität; sein Zugang war von einer Wertschätzung für den öffentlichen Raum getragen.

Architektur war für Luigi Blau immer mehr als eine rein formale Auseinandersetzung. Sie wurde zum konstituierenden Faktor für seine intensive Beschäftigung mit der Disziplin. In der von ihm gestalteten, bahnbrechenden Ausstellung „Zauber der Medusa“ für die Wiener Festwochen (1987) verfremdete er das „Schiefe Haus von Bomarzo“ aus dem 16. Jahrhundert zu einem blauen Pavillon. Das Thema der Ausstellung, nämlich die Verbindung zwischen Manierismus und Moderne, wurde von Blau in der Gestaltung aufgegriffen und frei interpretiert. Andere wichtige Ausstellungen folgten: 1991 die niederösterreichische Landesausstellung „Die Eroberung der Landschaft“ in Gloggnitz, 1996 „Der Traum vom Glück“ im Künstlerhaus und der Akademie der bildenden Künste und 2004 „Der Künstler und sein Förderer“ im Wien Museum.

Zu seinen wichtige Bauten zählen: Haus Gadenstätter, Zell am See, 1972–1973; Um- und Zubau Haus Heller, Wien 13, 1974–1975; Wohnturm, Wien 8, 1974–1975; Demmers Teehaus, Wien 1, 1981; Haus Turnhein, Wien 13, 1983–1986; Filiale Dorotheum, Wien 18, 1987–1988; Sanierung Theater Ronacher (mit Metz&Partner), Wien 1, 1992–1993; diverse Ein- und Umbauten für das Burgtheater, Wien 1, 1999–2002; diverse Stadtmöbel; Neugestaltung Fußgängerzone Columbusplatz/Favoritenstraße, Wien 10, 2004–2005.

Luigi Blau war sehr bibliophil und belesen: Seine umfangreiche Bibliothek konnte er in dem von ihm bereits 1974–75 adaptierten ehemaligen Fotoatelier unterbringen, welches ihm als Wohnort und Atelier diente. Verborgen hinter der typischen Fassade eines Gründerzeithauses in der Alser Straße im 8. Bezirk mitten in einem idyllisch begrünten Innenhof nutzte Luigi Blau die teilweise bereits eingestürzten Decken des zweistöckigen Gebäudes für ein differenziertes Spiel mit den Raumhöhen. Luigi Blau: „Mein Interesse am Raumplan strebt weniger nach Raumökonomie als nach der Möglichkeit des sich in allen drei Dimensionen Bewegens im Raum und an den Durchblicken, dem Überblick.“

1993 erhielt Luigi Blau den Architekturpreis der Stadt Wien und 2008 den Ernst-A.-Plischke-Preis. Bereits 2015 gelangte sein Archiv durch Schenkung in die Sammlung des Architekturzentrum Wien. Luigi Blau war seit der Gründung des Az W ein Freund und Unterstützer des Hauses. Am vergangenen Sonntag verstarb er an einem Herzinfarkt. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.

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