Wilhelm Zaillenthal ➛
18. 10. 1921 – 29. 3. 2011
Eine Spurensuche
Wilhelm Zaillenthal war ein Wiener Original der 80er und 90er Jahre, wie auch Waluliso oder Lucia Westerguard. Über seine Herkunft ist nichts bekannt, im Internet existieren nur wenige Fotos in schlechter Qualität und keine Beschreibung seiner Person. Er fiel vor allem durch seine zahlreichen Orden auf, die er an seiner Jacke trug. Diese »Verkleidung« trug ihm den Namen »General« in Wien ein.
Im Buch „Haus Meldemannstraße“ (Czernin, 2003) wird erwähnt, dass Zaillenthal als Bestatter in Steinhof gearbeitet haben soll.
2010 übersiedelte Wilhelm Zaillenthal vom Caritas Haus Allerheiligen in der Salzachstraße 3 ins Pflegeheim Winarskystraße 13, 1200 Wien, wo er auch starb.
In Erinnerungen der Mitarbeiter:innen der Häuser wird er eher als unberechenbar und aggressiv beschrieben. Er selbst sah sich offenbar auch in einer »gewissen Nähe« zu Waluliso. Ob sich die beiden tatsächlich gekannt und miteinander gesprochen haben, ist nicht bekannt. Zumindest in meinen ersten Telefonaten konnte sich niemand erklären, warum er im Grab Hainz / Meneder bestattet wurde. Die Namen waren nicht bekannt.
Letzte Änderung: 3. 9. 2022
Das Grab von Wilhelm Zaillenthal liegt am Friedhof Aspern, Gruppe 8, Reihe 1, Nummer 16, Grabnutzungsrecht bis: 6. 4. 2031
Im Zusammenhang mit dem Grab taucht der Name Eva Eingang auf.
Unklar ist, warum am Grabstein »Willi 2010« graviert ist.
3 Adressen in Wien sind (nach Recherche im ANNO) mit seinem Familiennamen in Verbindung zu bringen:
- 1140 Wien, Hauptstrasse 29
- 1160 Wien, Römergasse 72
- 1170 Wien, Kalvarienberggasse 63
Sein Familienname läßt adeligen Ursprung vermuten. 6 Personen mit gleichem Namen sind am Hernalser bzw. Ottakringer Friedhof bestattet. Kontaktversuche und Anfragen von mir an Personen mit gleichem Familiennamen via Facebook blieben unbeantwortet. (März 2022)
"Mein Zimmer ist das Hitler-Zimmer"
Im Männerwohnheim an der Wiener Meldemannstraße hat vor fast hundert Jahren Adolf Hitler gewohnt. Bald soll das Heim geschlossen werden. Einige der 280 Bewohner erzählen, wie sie in diesem Haus gelandet sind - und welche Rolle der berüchtigte Vormieter bei ihnen noch immer spielt.
Ich wohne in dem Zimmer, in dem Adolf Hitler gelebt hat. Mein Zimmer ist das Hitler-Zimmer! Das habe ich gehört. Jetzt habe ich schon zwei Weihnachten in der Meldemannstraße gefeiert. Mir gefällt es hier. Die Leute sind freundlich, die meisten zumindest. Der Wiener Bürgermeister schreibt mir jedes Jahr eine Postkarte zum Geburtstag. Man kennt mich in Wien, ich bin ein Original. Ich habe immer meine grüne Uniform an, mit der rot-weiß-roten Schleife am Ärmel, ich bin ja ein stolzer Österreicher. Seit ein paar Jahren kennt man mich nur noch in Uniform, ich habe überhaupt nichts anderes mehr anzuziehen. Ich habe meine Polizeikappe auf und an der Brust viele Orden. Die habe ich gesammelt, auf Flohmärkten. Viele habe ich beim großen Flohmarkt gefunden, der jeden Samstag an der Wienzeile stattfindet. Was meine Vergangenheit angeht, so habe ich vieles schon vergessen. Warum ich hier bin? Ich weiß es nicht mehr genau. Ich kann mich auch nicht erinnern, wie lange ich als Leichenbestatter gearbeitet habe. Jahrzehntelang habe ich den Toten Anzüge und Kleider angezogen. In der Leichenhalle von Steinhof habe ich gearbeitet. Ich habe viele Tote gesehen. Über den Krieg will ich nicht reden. Damals bin ich eingesperrt worden. Ich bin auch nicht neugierig, was andere im Krieg gemacht haben. Wir sollten einfach froh sein, dass wir keinen Krieg mehr haben. © Wolfgang Paterno
„Ich kann mich auch nicht mehr genau erinnern, wie lange ich als Leichenbestatter gearbeitet habe. Jahrzehntelang habe ich den Toten Anzüge und Kleider angezogen. In der Leichenhalle von Steinhof habe ich gearbeitet.“
Fundstücke aus ANNO, die eventuell mit dem »General« in verwandtschaftlichem Zusammenhang stehen könnten:
Am 18. November 1854 stirbt Wilhelm Zaillner von Zaillenthal, Realinvalide und Unterjäger mit 28 Jahren an Lungensucht.
Der Verkehrs-Assistent Joseph von Zaillenthal findet sich im Kontext mit der K.k. pr. Südbahngesellschaft
Die Morgen-Post 9. September 1863 berichtet über die Chemikalien-Fabrik von F. Z. Zaillenthal jun. in Penzing (Hauptstrasse 29) bei Wien, über die »schöne Kollektion von Albumin«
Centralblatt für Eisenbahnen und Dampfschifffahrt
Schlesische Troppauer-Zeitung 22. Februar 1877
Die Wiener Zeitung vom 13. September 1886 erwähnt in der Rubrik »Gerichtssaal« einen Hauptgeschworenen Anton Zaillner von Zaillenthal als Kaufmann und Hausbesitzer in Hernals, Kalvarienberggasse (damals Kirchengasse 63)
In Ober-Reitendorf bei Mährisch Schönberg ist am 22. Februar 1894 Frau Josefine Zaillner von Zaillenthal im 61. Lebensjahre verstorben. Die Verstorbene war die Witwe des vor längerer Zeit verstorbenen Abgeordneten v. Zaillner welcher in den Siebziger Jahren die mähr. Enclaven im Reichsrathe vertrat.
Die Hausbesitzer/Hausherren Zeitung vom 15. Mai 1900 erwähnt Hugo und Theresia Zaillner von Zaillenthal als neue Besitzer des Hauses 1160 Wien Römergasse 72 (G.E.Z. 2295).
Am 25. Juli 1901 findet sich ein Anton Zaillner von Zaillenthal als Hotelbesitzer in einer Anzeige in der „Illustrierten Fremdenzeitung« zum Kurort Rachau bei Knittelfeld.
Fremden-Zeitung/Ill. österr. Alpenzeitung für Tirol
Im Bezirksbote für den politischen Bezirk Bruck a.d. Leitha vom 18. September 1904 ist ein Joseph Karl Zaillner von Zaillenthal als »kaiserl. königl. Kommerzienrath« genannt, der das Schwechater Schulkreuz am 11. Juni 1755 (!) von Grund auf neu erbaut haben soll. Im Ostbahn-Bote vom 22. Mai 1948 wird ihm die Erbauung des Schulhauses 1755 in Schwechat zugeschrieben.
Das Blatt der Hausfrau enthält auf Seite 9 eine Anzeige für Gitterspitzen in Häkelarbeit, die bei Adele Zaillenthal in Liesing bei Wien erhältlich sind.
Die Kronenzeitung vom 14. 12. 1939 erwähnt die Eheschließung von Josef und Pauline Meneder, geb. Hainz, Wien 148, Aspernstraße 231.
Die Angaben der Grabbelegung irritieren, wie eine Recherche bei der Verstorbenensuche zeigt.
- Pauline Meneder: Gruppe: 8, Reihe: 1, Nummer: 14, Grabnutzungsrecht bis: 18. 11. 2029
- Josef Meneder: Gruppe: 8, Reihe: 1, Nummer: 14, Grabnutzungsrecht bis: 18. 11. 2029
- Johann Hainz: Gruppe: 8, Reihe: 1, Nummer: 15, Grabnutzungsrecht bis: 18. 11. 2029
- Pauline Hainz: Gruppe: 8, Reihe: 1, Nummer: 15, Grabnutzungsrecht bis: 18. 11. 2029
Wilhelm Zaillenthal: Gruppe: 8, Reihe: 1, Nummer: 16, Grabnutzungsrecht bis: 6. 4. 2031
Auf den Spuren des Generals: Gesammelte Bemerkungen aus Facebook
»Ich habe in den 90ern beim Niedermeyer in der Reinprechtsdorfer Straße gearbeitet. Er kam immer zu uns einkaufen und hatte sein ganzes Kleingeld in einzelnen Foto-Film-Dosen. Jetzt weiss ich endlich wer das war.«
»Ich hab von 1997 bis 2001 das Schulschiff besucht. Auf meinem Schulweg mit dem 31er über den Höchstadtplatz hab ich ihn sehr oft gesehn.«
»Hab ihn öfter am Ottakringer Kirtag gesehen damals.«
»Der Herr Willi. War oft am Flohmarkt Liesing 2000 bis 2003 bei mir«
»Und er erzählte mal in einem FALTER-Interview vor der Schließung des Männerwohnheims Meldemannstraße, er habe im selben Zimmer wie Adolf Hitler gewohnt.«
»Er hat in Wien 5 auch gewohnt, der Arme hat angeblich damals die Wg-Wohnung angezündet.«
„Er war Stammgast beim Sonntagsgottesdienst in der Alxingergasse im 10. Spazierte auch vornehmlich auf der Fav herum. In der Pfarre war er als Willibald bekannt, daher wundert mich, dass er Wilhelm hieß.«
In der Siemensstraße hat meines Wissens der „General“ nie gewohnt, jedoch in der Vorgängereinrichtung der Meldemannstraße. Ich habe ihr Mail an Personen weiter geschickt, welche den General eventuell gekannt haben und hoffe, dass sich jemand bei ihnen meldet.
»Der Willi – immer und überall. Leider hatte er es ein bisschen mit den Nazis. was durchkam, wenn man ihm länger zuhörte«
»Habe ihn oft im 1. Bezirk gesehen! Hat mich immer zum Schmunzeln gebracht«
»Habe mit meinem Trio auf der Straße gespielt, er ist oft gekommen und hat uns dirigiert«
»Im 5. Bezirk war er immer unterwegs und in der Arbeitergasse hat er im Pensionistenheim mal eine Pensionistin angezunden!! (Wahre Geschichte!!!)«
„Er hat in einem Pensionistenheim eine alte Dame angezündet, wenn ich mich recht erinnere“
„War aber leider sehr unsympathisch. Wie auch der Waluliso, den viele falsch einschätzten. Der war alles andere, als friedlich.“
„Im 11A hat er jeden angeschnauzt der ihm nicht sofort einen Sitzplatz überlassen hat. Ich dachte er hat im Gemeindebau Engerthstrasse 79 gewöhnt, habe ihn dort oft gesehen.“ „Ja der Sitzplatz ganz vorne da hat er einen auch mit seinem Stock gestupst oder auf die Finger geklopft.“
„Der wohnte in der Meldemannstrasse... und kann mich erinnern, dass er schimpfen konnte und wie... und ging immer quer am Höchstädtplatz das sie den nicht zusammen geführt hat...”
»I remember him well, one of characters I loved to see whe I visited Wien«
Danke für unentgeltliche Unterstützung und Mithilfe:
Monika Wintersberger-Montorio, Hertha Hurnaus, Alfred Pany, Carl Gölles, Wolfgang Paterno, Brigitte Grone (Teamleiterin Obdach Siemensstraße), Othmar C. Seidner, Mitarbeiterin des Friedhof Aspern.