Karl Bednarik

Geboren am: 18.07.1915, Wien
Verstorben am: 14.01.2001, Wien

 

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Karl Bednarik wäre am 18. Juli 2015 100 Jahre alt.
Diese öffentliche Seite soll an sein Werk und an ihn als Mensch und Künstler erinnern.

Karl Bednarik starb am Morgen des 14. Jänner 2001 – einen Tag nach seinem 61. Hochzeitstag – seine Frau Grete war bei ihm, sie hatte ihn das letzte Jahr seines Lebens  aufopfernd zu Hause betreut und gepflegt.

Die Trauerfeier fand am 24. 1. in der Feuerhalle des Krematoriums in Simmering statt, die Familie und eine großen Zahl von FreundInnen und Bekannten begleiteten ihn auf dem letzten Weg. Die Urne wurde am 27. Jänner im engsten Familienkreis in der Wandnische seiner Schwiegereltern Anton und Maria Maisel beigesetzt, seine Frau Margarethe folgte ihm 2012.

Karl Bednarik gab als Beruf immer Maler und Schriftsteller an. Nicht zufällig stellte er die Malerei an die 1. Stelle: Schon als Kind und Jugendlicher fühlte er sich berufen, Kunstmaler zu werden. Die Geschichte, das Schicksal führte ihn auf einen anderen Weg.

Kindheit und Jugend

Er wuchs in bescheidenen sozialen Verhältnissen als Zweitältester unter 5 Kindern einer Arbeiterfamilie in Erdberg und Floridsdorf auf. Nach dem Besuch der Grundschule gab es für ihn aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse der Zwischenkriegszeit keine Chance, eine höhere Schule oder gar ein Studium zu absolvieren. Er war froh, eine Lehre als Buchdrucker beginnen zu können, um das Familieneinkommen aufzubessern. Das einschneidenste Erlebnis seiner frühen Jugend war der Tod seiner jüngsten Schwester Rosi, die mit 12 Jahren von einem Lastauto überfahren wurde und in seinen Armen starb.
1934 wurde Karl Bednarik aus politischen Gründen – er war Gruppenleiter in der Sozialistischen Arbeiterjugend – entlassen. Aufgrund seiner Gesinnung und der damals herrschenden Wirtschaftskrise war er 4 Jahre arbeitslos. Enttäuscht von den Sozialdemokraten, deren Spitzenfunktionäre anders als die Jungen 1934 nicht bereit waren, für die Demokratie zu kämpfen, trat er aus Protest mit vielen Genossen dem Kommunistischen Jugendverband bei, blieb im Widerstand gegen den Faschismus Mitglied – 1945 schied er im Widerstand gegen die Sowjetunion jedoch aus. 1936-37 leistete er siebenmal kurzfristig Militärdienst. Als er zur Verteidigung Wiens 1938 eingezogen wurde, desertierte er. Während des Krieges war er als Schweißer in den Steyr-Werken dienstverpflichtet, 1943 wird er zur Zwangsarbeit als Motorenprüfer in das FO-Werk (Flugmotorenwerk Ostmark) versetzt.
Seine umfassende Allgemeinbildung erwarb sich Karl Bednarik als Autodidakt, besonders in Kunstgeschichte, Literatur und Geschichte. Seinen Wissensdurst stillte er durch intensivste Lektüre. Für Wirtschaft, Soziologie und Politik entwickelte er ein reges Interesse aufgrund seines Arbeitslebens, des sozialistischen Umfeldes, politischer Ereignisse sowie angeregt durch Gespräche und Diskussionen im Freundeskreis. 

1945 inskribierte er für 3 Semester an der Akademie der Bildenden Künste, wurde Mitbegründer des Neuen Hagenbundes, nahm an Ausstellungen teil, bekam gute Kritiken und auch Aufträge.

Anfänge als Maler und Familiengründung

Bis 1949 versuchte er als freischaffender Künstler seine Familie zu ernähren – er hatte 1940 geheiratet, 1944 kam seine 1. Tochter zur Welt, in kurzen Abständen folgten 3 weitere Kinder (das 5. Kind, eine Tochter, wurde mit großem Abstand erst 1960 geboren). Seine anfänglichen Ausstellungen und auch die Ankäufe von Werken durch die Österreichische Galerie Belvedere, die Graphische Sammlung Albertina und die Stadt Wien (heute MUSA) lassen vermuten, dass er möglicherweise eine Karriere als Maler hätte machen können.
 Unter dem Titel »Bednarik oder der Expressionismus« schrieb Albert Paris Gütersloh 1950 im Kulturteil der Tageszeitung »Weltpresse«:

»Der Expressionismus ist nicht tot, wie die Depressionisten uns glauben machen wollen, die bald nach rechts, bald nach links, dort in das Unbewußte, da in die Geometrie hinein, der nackten Natur aus dem Wege fliehen … Da gibt es aber, Gott sei Dank, wieder den jungen Bednarik, der zwischen Scylla und Charybdis, zwischen Surrealismus und Abstraktion, zu einer alten Sache zurückkehrt, die keine 50 Jahre alt ist: zum Expressionismus eben, der, wann immer ihn ein Maler aus tiefstem Herzensgrund anruft, jung und frisch aus der Altweiber- und Knochenmühle eines bereits sich verbraucht habenden Jahrhunderts tritt … Bednarik steht erst am Anfang seiner Bahn. Wer aber bereits ein so persönliches Referat über eine gleichgültige Sache wie über den ‘Ziegelteich am Laaerberg’ erstattet hat, der wird ohne Zweifel mit immer härterer Eigenwilligkeit an alle kommenden Malgelegenheiten herantreten«.

Die steigenden Lebenskosten für die wachsende Familie zu decken war nur durch die Ausübung weiterer Berufe möglich, ua. arbeitete er als Schweißer in mehreren Betrieben. Gleichzeitig nahm die literarische Tätigkeit immer mehr Zeit in Anspruch, seine kunsttheoretischen und kulturkritischen Beiträge wurden in verschiedenen Zeitschriften abgedruckt. 1949 übersiedelte die Familie vom Wildganshof in das Atelierhaus in Stadlau. Die höheren Mietkosten zwangen ihn jedoch, dafür sein Atelier in der Jakobergasse aufzugeben, das er seit 1947 gemietet hatte.

Der Weg in die Schriftstellerei

1951 wurde sein 1. Buch gedruckt, geschrieben während eines sechswöchigen Krankenstandes nach einer Magenoperation: der satirische Kriminalroman »Zwischenfall in Wien«, in dem er am Ende den Leser zum eigentlichen Mörder abstempelt.
Soziologische und kulturpolitische Probleme, die er aus seiner Erfahrung mit der Arbeiterschaft, mit Redakteuren und Wissenschaftern diskutierte, führten 1953 zum Essay und Buch „Der junge Arbeiter von heute – ein neuer Typ“, ein viel beachtetes und kontrovers diskutiertes Werk, das am Ende zu seinem Austritt aus der Sozialistischen Partei führte, der er jedoch trotzdem sein Leben lang verbunden blieb.

»… Von der „linken Seite“ kam vorerst viel bissige Kritik. Während die deutschen Sozialdemokraten und Gewerkschaftler im allgemeinen meinem Befund zustimmten, wandten sich die österreichischen in ihren Publikationen vehement dagegen und vor allem gegen mich. In Betrieben wurden Flugzettel verteilt, wo man mich als „Arbeiterfeind“ bezeichnete. Vor allem stieß man sich daran, daß ich dem „neuen Typ“ die wienerische Bezeichnung „Schlurf“ gegeben hatte, der in der Nazizeit das zivile Gegenbild des militanten „Hitlerjungen“ gewesen war.« (Zitat aus Karl Bednarik: W.I.W., unveröffentlicht)

Das große Interesse in Deutschland brachte Einladungen zu Vorträgen und das Angebot einer Lektorenstelle des Verlags Kremayr und Scheriau. Es kam zu einem Vertrag und Vorschuss für den nächsten Roman »Der Tugendfall«, der im selben Jahr herauskam und die Problematik des Heimkehrens aus dem Krieg thematisierte.
 Damit war die Laufbahn Karl Bednariks in die Richtung des Schriftstellers entschieden. 
1953 begann die Arbeit für den Rundfunk: Jörg Mauthe suchte nach dem Ausscheiden von Ingeborg Bachmann einen Mitarbeiter für das von ihm geleitete Skript-Department des US-Senders Rot-Weiß-Rot, diese Stelle übernahm Karl Bednarik bis 1955, danach folgte eine kurze Zeit bei der Ravag und anschließend wieder die freiberufliche Arbeit als Maler und Schriftsteller.

Die Anfangszeiten des Fernsehens brachten neue Aufträge. Da das Programm anfangs live gesendet wurde, existieren heute von vielen Sendungen keine Aufzeichnungen mehr. Serien waren »Plaudereien zu … «, wo Karl Bednarik Abbildungen in Büchern vor die Kamera hielt, zu denen ein Sprecher den Text vortrug, oder „Abenteuer im Lehnstuhl“, wo ein Schauspieler zu beliebigem US-Filmmaterial passende Fatasie-Geschichten erzählte. Ab den 60er-Jahren entstanden zahlreiche Sendungen zu Themen der Bildenden Kunst und Literatur, in seinen weiteren Büchern setzte sich Karl Bednarik aber mit aktuellen gesellschaftlichen Problemen auseinander.

Erfolgreiche Jahre

Der nachexpressionistisch/utopische Roman »Omega Fleischwolf« spielt in einem imaginären Großbetrieb zur Herstellung von Industrie- und Konsumprodukten und schildert die fortschreitende Automation, die zur Entindividualisierung des Menschen führt (1954, in einer späteren Ausgabe »Der Schrei von der Brücke«).
Fritz Molden veröffentlichte 1965–68 die drei erfolgreichsten Bücher von Karl Bednarik zu damals brandaktuellen Themen, zu soziologischen Aspekten der gesellschaftlichen Umwälzungen – ausgelöst durch die Technisierung der Arbeitswelt: »Die Programmierer. Eliten der Automation«, »Die Lerngesellschaft. Das Kind von heute - der Mensch von morgen« und »Die Krise des Mannes« (mit den Kapiteln: Aufforderung zur kritischen Demokratie. Die Krise des Mannes. Die Krise des männlichen Eros. Die Krise der Agressivität und Aktivität. Die Krise der Autorität.). Übersetzungen dieser Bücher sind in England, USA, Spanien, Schweden, Norwegen, Dänemark, Holland, Frankreich, Russland und Japan herausgekommen. 1967 erschien außerdem »‪Entdecker des Weltraums‬« mit sechs Biographien (Kopernikus, Kepler, Galilei, Pascal, Newton, Einstein, von Braun) und Fotos von Erich Lessing, Vorwort: Wernher von Braun, 1968 »‪Österreich 1918‬: ‪Zustandsbild eines Jahres‬« (mit historischen Fotos) und 1969 »Die unheimliche Jugend« zu den Studentenrevolten von ’68.

Der Artikel »Entfremdeter Marx«, zuvor in »Wort in der Zeit« erschienen, wurde 1966 im Radiosender »Freies Berlin« gesendet.
Zum Buch »Die Krise des Mannes« hier die historische Aufnahme eines Radiointerviews (1969) mit Höreranfragen.

Die Arbeit an den Büchern, Radiosendungen und TV-Drehbüchern sowie Vorträge und öffentliche Auftritte hatten die Malerei in den Hintergrund gedrängt. 1961 konnte er jedoch ein Atelier der Gemeinde Wien in der Leopoldstadt mieten, wo er vor allem malte, und das er erst aufgab, als er erkrankte und ihn sein gesundheitlicher Zustand ans Bett fesselte.

Karl Bednarik als Freimaurer

1963 kam Karl Bednarik durch Jörg Mauthe zur Freimaurerei und trat im Jänner 1964 dem Bund bei, dem er trotz mancher Konflikte bis zu seinem Lebensende treu blieb. Die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten, die Ordnung und Rituale der Loge bedeutete ihm viel, die Gleichheit und Brüderlichkeit, die gelebte Toleranz entsprachen seinem Verständnis von sinnvollem Leben:

Das Leben selbst beruht auf Kompromissen zwischen Natur und Geist, nicht nur das biologische, in dem physikalische, chemische und bioelektrische Bedingungen untrennbar ineinanderspielen, sondern noch deutlicher das Geistige des Menschen als personale Existenz innerhalb der Gesellschaft. Also zwischen dem »Ich« und dem »Wir«. (Zitat aus »W.I.W.«, unveröffentlicht)

Zuerst war er Mitglied der Loge »Libertas«, 2 Jahre später Mitbegründer der Loge »Libertas Gemina«. Er empfand es als Ehre, dass er den Tapis für diese neue Loge gestalten durfte.
Ein historischer Tapis aus dem 18. Jh. gab ihm die Anregung zu einer schwarz-weißen geometrischen Lösung auf Leder gemalt. Im Laufe der Zeit entstande viele solcher Tapi für andere österreichische Logen sowie Lederbilder unter dem Titel »Elementare Symbolik«:

Es werden wohl an die vierzig Stücke entstanden sein, drei davon besitze ich noch. Da ich sie nicht signiert habe, werde ich möglicherweise, wenn sie erhalten bleiben, als der „unbekannte Tapismeister des 20 Jh.“ in die freimaurerische Geschichte eingehen. Anführen darf ich, daß ich dafür kein Entgelt angenommen habe und mir nicht die Materialkosten ersetzen ließ. (Zitat aus »W.I.W.«, unveröffentlicht)

Zwei der Lederbilder kaufte das BM für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten, eines das Kulturamt der Stadt Wien.
Dreimal wurde Karl Bednarik zum Meister vom Stuhl gewählt, eine Zeitlang leitete er das »Literarische Komitee«. 1991 wechselte er zur Loge »Zu den Drei Lichtern«. Karl Bednarik machte kein Geheimnis aus seinem Bekenntnis zur Freimaurerei. Als er gegen Ende seines Lebens nicht mehr an den wöchentlichen Treffen teilnehmen konnte, besuchten ihn viele seiner Brüder zu Hause. Beim Begräbnis schlossen sie die rituelle Kette um seinen Sarg.

Weitere Aufgaben

Ab 1968 fand Karl Bednarik Anstellung bei Jugend & Volk und gab bis 1975 die Reihe zur Erwachsenenbildung »Antworten« heraus. 1975 bis 1980 leitete er die Galerie »Alte Schmiede« in Wien, wo er schon bekannte KünstlerInnen ausstellte, vergessene Kunstschaffende »wiederentdeckte«, sowie jungen die Möglichkeit eines Karrierestarts bot.

Karl Bednarik war ein leidenschaftlicher Ideenfinder, ein fantasievoller Projektentwickler, der gern auch im Team arbeitete und bei Konflikten vermittelte. Er war in Diskussionen aufgrund seines fundierten Wissens oft richtungsweisender Wortführer, überzeugend in seiner Argumentation, Jüngeren gegenüber auch belehrend, jedoch nicht schulmeisterlich. Wenn jemand seine Ideen aufgriff und sie – manchmal auch ihn übergehend – zu Ende führte, war er zumeist nicht nachtragend oder eifersüchtig.
 Er pflegte seinen Freundes- und Bekanntenkreis als lebendigen Austausch und nicht als »Netzwerk« für die eigene Karriere. Im Gegenteil, meist war er es, der mit seinem Wissen und seiner Erfahrung andere in ihrer Entwicklung förderte.

Im Grunde ein schüchterner Mensch, war er trotzdem kontaktfreudig und extrovertiert. Die Meinung Andersdenkender war ihm wichtig, er begegnete ihnen tolerant und aufgeschlossen. Waren deren Ansichten verwerflich, versuchte er zuerst, sie zu überzeugen, ihre Irrtümer zu erkennen. Hatte dies keinen Erfolg, brach er den Kontakt ab. Wenn er es für nötig hielt, war er angriffslustig, war einer, der sich einmischte und Partei ergriff. Zivilcourage, das Sich-Einsetzen für allgemeine Werte und seine persönlichen Überzeugungen, war ihm eine Selbstverständlichkeit ohne Rücksicht auf seine eigene Sicherheit.


Karl Bednarik gab gern den Ton an, drängte sich selbst aber nie in den Vordergrund. Vielleicht war das die Ursache dafür, dass er am Ende seines Lebens, als seine Stimme leiser geworden war, in der Öffentlichkeit in Vergessenheit geriet. Für seine letzten schon in der Pension verfassten Manuskripte, »Die Aplatas« – der autobiografisch gefärbte Roman spielt im Jahr des Justizpalastbrandes, 1927, – und seine Lebenserinnerungen »W.I.W.« hat sich kein Verlag mehr interessiert. Sie wären jedoch wert veröffentlicht zu werden – als Blick in eine vergangene Zeit und auf den Menschen, Maler und Schriftsteller, Karl Bednarik.

Zitat aus W.I.W.:

NACHBEMERKUNG
Oft war ich in verzweifelten Situationen, verzweifelt bin ich nie. Ich glaube sagen zu dürfen: in kopflose Panik bin ich nie geraten, obwohl ich einige Male dicht daran war. Dieses immer erneute Bemühen um ein „Wir“, war das Feigheit? Warb ich deshalb immer um Partner und Freunde, weil ich mich allein zu schwach fühlte? Mangelte es mir an Mut allein zu stehen? Meine Alleingänge im Gebirge beweisen mir das Gegenteil. Auch die künstlerischen Arbeiten als Schreiber und Maler entstanden im Alleingang. Sie sind nicht Produkte „individualidiotischer“ Verirrungen – sie sind Mitteilungen: es ging mir immer um die Einbeziehung möglichst vieler Menschen in eine allgemeinere Sozietät. Darf ich also hoffen, daß man mich als zwangsläufig politisch denkenden Maler und Literaten einschätzen wird, der den Hindernislauf seiner ersten vier Lebensjahrzehnte einigermaßen anständig bestanden hat. Und daß einiges von dem, was ich damals gemalt, gezeichnet und geschrieben habe, nicht ganz vergessen werden wird.

R.G. 2015

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Jörg Mauthe anlässlich einer Ausstellung 1966 in der Galerie »Junge Generation«:
Kleine Anleitung zur richtigen Betrachtung dr Arbeiten von Karl Bednarik

Die Widerborstigkeit dieses Mannes und seiner Arbeiten wird dereinst seine Biographen zur Verzweiflung bringen.

Er ist fünfzig Jahre alt, aber wenn man ihn mit gewissen vierzigjährigen Infantilisten oder gar mit jenen Dreißigjährigen vergleicht, die heute schon an ihren Alterswerken arbeiten, wirkt er wie ein kräftiger, wenn auch etwas zorniger Jüngling. Er ist ein geborener und gelernter Wiener, aber auch seine besten Freunde können nicht finden, daß er besonders gemütlich ist; vielmehr gehört er zu der hierzulande sozial besonders wichtigen Gattung der Schwierigen, Unterabteilung Choleriker. Als ausgezeichneter Schriftsteller beschäftigt er sich leidenschaftlich mit gesellschaftlichen Konstruktionen, als ausgezeichneter Maler wendet er sich mit leidenschaftsloser – verzeihen Sie das harte Wort – Innigkeit dem einfach Natürlichen zu.

Weder der Mann noch seine Arbeiten gehören einer Schule an. Er ist sein eigener Lehrer und sein eigener Schüler, ja sogar sein eigener Avantgardist (zu seinem Schaden ist er nicht auch ein ebenso guter Manager seiner selbst; in diesem Punkt ist er wirklich unbegabt). Da der Lehrer anspruchsvoll ist und der Schüler zur Eigenwilligkeit neigt, ergibt sich eine schwierige Situation, der ein anderer als Bednarik wohl nicht leicht gewachsen wäre; doch verschafft sie ihm eine Freiheit, die zwar einigermaßen unbequem ist, aber heutzutage exemplarischen Wert besitzt. Zu ihrer Bewahrung bedarf es jener Askese, die in den Graphiken dieser Ausstellung gleichfalls deutlich wird, und des bewussten Verzichts auf Subventionsannehmlichkeiten und Publicity. Doch mag es immerhin eine Erleichterung für Karl Bednarik und ein Trost für uns, seine Freunde sein, daß er mit der spezifischen Wollust des Asketen, nämlich mit der Lust des Widerspruchs, reich gesegnet ist.

Es entspricht dem Charakter dieses Künstlers, daß er den Ausstellern seine Blätter nur widerwillig ausgefolgt hat. Er erwartet sich nichts von der Ausstellung, am wenigsten einen Erfolg. Möge er Unrecht behalten. Justament. Damit ihm Recht geschieht.

Helmut Zilk bei einer Veranstaltung über Karl Bednarik:

Jede Kunst war und ist eng mit der Zeit verbunden, in der sie entsteht und deren Verhältnis zur Wirklichkeit sie interpretiert und übersetzt. So ist jeder Künstler ein Historiker seines Schaffens.

Dies gilt besonders für Karl Bednarik, der seiner Zeit immer kritisch gegenüber stand. In seinen frühen Werken (1933 bis 1950) zeigt sich die Veränderung der politischen Umwelt. Er hat diesen Wandel erfasst und als Künstler seine Verzweiflung in Bildern und Schriften dargestellt.

Bednarik ist kein bequemer Zeitgenosse. Er fordert seine Mitmenschen zum ständigen kritischen Denken heraus. Diese Denkweise findet sich in all seine Arbeiten. Bednarik war nicht nur Mitbegründer der Galerie »Alte Schmiede«, er war auch die Seele dieser Galerie. Als Organisator von Ausstellungen und als Entdecker von Künstlern war er unermüdlich im Einsatz.

Bednarik hat die Kunst zu seiner Lebensaufgabe gemacht, hat Ideen initiiert und dabei seine Ehrlichkeit bewahrt.

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